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Françoise Cactus

geboren als Françoise van Hove  am  5. Mai 1964 in Villeneuve-l’Archevêque in Frankreich.

Françoise wächst mit drei Geschwistern auf. Sie studiert in Besançon und Paris und verbringt während ihres Studiums ein Jahr in Husum. In Norwegen lernt sie 1985 einen Berliner kennen, dem sie kurze Zeit später nach Berlin folgt.  

„Ich glaube, das ist es: Ich kann nicht ohne Musik leben“. Das lässt Françoise Cactus die Heldin ihres Buches „Abenteuer einer Provinzblume“ sagen. In dem 1999 erschienenen Teenager-Roman geht es um die dünne, unfassbar coole, aus dem „hässlichsten Dorf des ganzen Burgunds“ stammende Mitzi, die nach Berlin zieht, um Musikerin zu werden. Und um dort alle um den Finger zu wickeln.

Genauso wie Françoise. Groß, geistreich, witzig, schick bebrillt und in der Lage, die tadellosen Beine unter ein Minischlagzeug zu knoten, um beim Trommeln die ulkigsten Texte zu singen – mit dem charmantesten Akzent.

 

Mit ihrer ersten Band in Berlin, den „Lolitas“, spielt sie in den 80ern und 90ern Garagenpunk – und covert 1989 den Hit „D’yer maker“ der Dicke-Eier-Rockband Led Zeppelin. Françoises rotzige Version macht aus der gestöhnten Liebeskummerhymne feministischen Punk, und fügt dem Song dabei noch mühelos den fehlenden Humor hinzu. Den bringt sie auch in die taz-Redaktion, in der sie lange Jahre im Layout arbeitet, um ihr Rock’n’Roll-Leben zu finanzieren.

Stereo total

Wenn sie gemeinsam mit ihrem langjährigen musikalischen und Lebenspartner Brezel Göring auf der Bühne steht, beziehungsweise neben ihm am Schlagzeug sitzt, während er entzückende elektronische Ausrufezeichen aus seinen Synthies und klitzekleinen Casios feuert, und sie dazu auf Englisch, Französisch und Deutsch gleichermaßen umwerfend singt, dann erweitert das den Punk-Begriff um etwas, was er (vor allem in Deutschland in den 90ern) dringend brauchte: Nonchalance.

 

Songs

„Wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich mich nach dir sehnen / Wenn du stets, wenn du stets, wenn du stets bei mir bist?“, aus Stereo Totals Schön von hinten

„Das ist total out / Das ist Hippieshit / Aber ich sag es laut / Ich liebe Liebe zu dritt!“

„Du bist gut zu Vögeln / Ja, das ist deine Art / Du bist gut zu Vögeln /Das bist du in der Tat“
(Klick auf die Links führt zu den entsprechenden YouTube-Clips!)

 

Françoise schreibt, häkelt, singt, moderiert. Brezel und sie bereisen die ganze Welt. Sie werden nicht reich, aber haben Spaß. Und die märchenhafte Story könnte ewig so weitergehen, wäre Françoise nicht gestorben. Am 17. Februar 2021 an Brustkrebs. So lange sie konnte, hat sie der Krankheit getrotzt, weitergearbeitet und sich vermutlich auch selbst ihren Grabsteinspruch ausgedacht: 

 

Epitaph

„Hier liegt sie, so wie sie zu liegen pflegte, nur dass sie, solange sie lebte, den Po dazu bewegte.“

 

… und letzte Wahrheit(en) 

Brezel Göring anlässlich des angeblich runden Geburtstags seiner verstorbenen Freundin in diesem Jahr: „Laut Wikipedia ist der 5. Mai 2024 Françoises 60. Geburtstag. Stimmt aber gar nicht! Die hat so viel gelogen über ihr wahres Alter…“, dass der Titel des Buches, das nun posthum von Françoise Cactus erscheint  „Oh, Oh, Mythomanie“ auch diesbezüglich treffend ist. Sei’s drum: Im SO36, einer ihrer alten Wirkungsstätten in Berlin, wird am 5. Mai eine große Party veranstaltet, bei der es ihre alten Freunde, Musikerinnen und Bands ordentlich krachen lassen. Mais „Allô“…!

 

Quellen:  Wikipedia, taz, Zeit

 

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