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Wilhelm Grimm

 

Geboren am 24. Februar 1786 in Hanau

Die Gebrüder Grimm waren derer acht. Wilhelms Vater Philipp Wilhelm und seine Frau Dorothea hatten insgesamt neun Kinder, davon acht Jungen. Aber Wilhelm und sein ein Jahr älterer Bruder Jacob waren die beiden, die aufgrund ihres gemeinsamen Schaffens Geschichte schreiben sollten.

Wilhelm Carl Grimm als junger Mann

Frühe Jahre

Durch den frühen Tod des Vaters war die Familie plötzlich verarmt. Wilhelm und Jacob erst neun und zehn Jahre alt. Trotzdem gelang es ihnen, das Gymnasium in Kassel und die Universität Marburg zu besuchen. Wilhelm studierte Jura, so wie Jakob auch. Germanistik war zu der Zeit quasi noch eine Unterabteilung der Juristen. Wilhelms Dozent, von Savigny, war bahnbrechend für die Entwicklung der juristischen Wissenschaft, da er als erster die Dinge historisch betrachtete, hergeleitet aus dem Mittelalter, aus der Antike. Bei diesen Arbeiten mit verstaubten Handschriften und Dokumenten entwickelten die Grimms ihre Liebe zur Germanistik, der Sprache und alten Geschichten.

Nach dem Studium zog Wilhelm erstmal wieder bei der Mutter in Kassel ein, denn asthmatische Beschwerden sowie eine Herzerkrankung hinderten ihn längere Zeit daran, sich um eine feste Anstellung zu bewerben.

Nachdem die Brüder eine gemütliche Bibliothekarsstelle in Kassel aufgeben mussten, wurden sie sozusagen gegen ihren Willen Professoren in Göttingen. Denn eigentlich lag ihnen das Unterrichten nicht.

Seit 1806 sammelte Wilhelm gemeinsam mit seinem Bruder Jacob Märchen, die sie später bearbeiteten und herausgaben. Mit Clemens Brentano reiste er nach Berlin; dort lebte er mit diesem und mit Achim von Arnim in dessen Wohnung. Auf der Rückreise nach Kassel traf er Johann Wolfgang von Goethe, der sich lobend über seine „Bemühungen zu Gunsten einer lang vergessenen Kultur“ äußerte.  

immer im Doppelpack

Unzertrennliche Brüder

Als Wilhelm 1825 seine Jugendfreundin Dorothea Wild heiratete, bedeutete dies nicht, dass Jacob und Wilhelm nun getrennte Haushalte führten. Jacob und Wilhelm hatten schon als Kinder im gleichen Bett geschlafen. 

Dorothea nannte Jacob und Wilhelm im Scherz oft ihre „zwei Männer“. Aber die Kinder scheint sie nur mit Wilhelm bekommen zu haben: Im April 1826 wurde der Sohn Jakob geboren, der aber im Dezember desselben Jahres starb. 1828 kam Wilhelms und Dorotheas zweiter Sohn Herman Grimm zur Welt, der dritte Sohn Rudolf wurde im März 1830 geboren. (Erstaunlicherweise werden später alle Söhne in derselben Grabstätte wie ihr Vater Wilhelm und ihr Onkel Jakob beigesetzt, nicht jedoch die Mutter Dorothea.)

Wilhelm hatte also nun Familie, da musste irgendwo Geld her. Das Märchensammeln und -aufschreiben brachte zunächst keins ein. Ihre Dozentenstellen in Göttingen waren sie wegen eines Protests gegen ein Dekret des Landesfürsten losgeworden. Da musste man sich nach einer anderen Quelle umsehen.

Der Verleger Hirzel wollte schon länger ein großes deutsches Wörterbuch herausbringen, der hatte mit zwei, drei Bänden gerechnet, die innerhalb von fünf, sechs Jahren fertig würden. Er hat den Brüdern ein Jahressalär ausgesetzt, von dem sie leben konnten, und die Grimms fingen trotz ihres – für damalige Verhältnisse – fortgeschrittenen Alters blitzschnell an, ein Netzwerk über ganz Deutschland aufzubauen, mit Zuträgern, die für sie mitarbeiteten. Trotz unermüdlicher Arbeit schafften sie nur bis zum Buchstaben F. Nach ihrem Tod hat die Germanistik weit über 100 Jahre gebraucht, um die Sache zu Ende zu bringen, und nicht mit zwei Leuten, sondern mit 40 bis 50 Leuten. Heute ist das Grimmsche Wörterbuch das umfasssendste Wörterbuch zur Deutschen Sprache und steht digital und kostenlos allen zur Verfügung. Ein wahrer Schatz!

Erlebnis-Museum GRIMMWELT in Kassel

Märchen und wahre Geschichte(n)

Unglaublich, dass sich beim Erscheinen der beiden ersten Märchenbände der Brüder Wilhelm und Jacob 1812 und 1815 zunächst niemand dafür interessierte. 350 unverkaufte Exemplare des zweiten Bandes ließ der Verleger Georg Reimer wieder einstampfen. Der Siegeszug begann erst auf dem Umweg über England: Dort veröffentlichte Edgar Taylor 1823 eine Übersetzung der 50 eingängigsten Märchen, die sich rasend verkaufte.

Inzwischen gehört die in 160 Sprachen übersetzte Sammlung von Grimms Märchen zu den neben der Bibel am weitesten verbreiteten und meistgelesenen Büchern der Welt.

Als ob zwei solche Großtaten wie das Wörterbuch und die Märchen nicht genügt hätten, begründeten die Brüder obendrein mit philologisch exakten Editionen mittelalterlicher Texte, mit einer Sagensammlung und mit ihren grammatischen Werken die wissenschaftliche Erforschung der deutschen Sprache. Ein gewaltig produktives Duo.

 

Grabstätte von Jacob und Wilhelm Grimm sowie drei Kindern Wilhelms auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin

Auch im Tod vereint

Wilhelm stirbt am 16. Dezember 1859 in Berlin, wo die Brüder fast 20 Jahre wohnten. Jacob, der seinen jüngeren Bruder um vier Jahre überlebt, schrieb inmitten seines (Weiter)Arbeitsfiebers am Monumental-Wörterbuch folgende Notiz an seinen nunmehr einzigen Mitarbeiter: „Gestern den 16. um 3 uhr nachmittags ist Wilhelm, die hälfte von mir gestorben. Wunderbar, dasz er gerade den buchstaben D vollendet hatte und nun die correcturen zurück sind.“ 

 

 

Quellen:  Wikipedia, Deutschlandfunk Kultur, welt.de

 

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