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Halyna Hutchins

Geboren am 10. April 1979

Als Halyna Androssowytsch wird sie in der ukrainischen Oblast Schytomyr geboren, wächst aber – umgeben von Rentieren und Atom-U-Booten – in der nördlich des Polarkreises gelegenen russischen Stadt Murmansk auf einem Militärstützpunkt auf, wo ihr Vater in der sowjetischen Marine diente. 

Halyna studiert in Kiew zunächst an der Nationalen Landwirtschaftlichen Universität Wirtschaftswissenschaften, ehe sie an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität zum Journalistik-Studium wechselt und dieses abschließt.

Noch in Kiew lernt sie den US-Amerikaner und Anwalt Matthew Hutchins kennen, den sie 2005 heiratet. Der gemeinsame Sohn Andros wird 2012 geboren. 

Karriere als Kamerafrau

Am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn ist sie als investigative Journalistin für britische Dokumentarfilmproduktionen vor allem in Ost-Europa unterwegs. Dann zieht sie in die Heimat ihres Mannes nach Los Angeles, wo sie zunächst Aufträge für Modefotografien erhält, aber bald an neuen Filmproduktionen mitarbeitet. Robert Primes ermutigt sie, sich am American Film Institute zu bewerben, an dem er selbst Lehrer war. Von 2013 bis 2015 studiert Halyna dort Kamera.  Ihre Diplomarbeit Hidden wird beim Camerimage International Film Festival und beim Austin Film Festival gezeigt.

2018 ist sie eine der ersten, die am 21st Century Fox DP Lab-Programm teilnimmt, das gegründet wurde, um Kamerafrauen zu fördern. 2019 kürt die monatlich herausgegebene Zeitschrift American Cinematographers der American Society of Cinematographers Hutchins zu einem „aufgehenden Stern“. Nach ihrer Fortbildung bei 21st Century Fox dreht sie den 2020 erschienenen Actionfilm Archenemy. Sie wirkt insgesamt an der Entstehung von rund 30 Filmproduktionen und TV-Miniserien mit.

 

Tragischer Tod

„Ich denke, sie wäre eine sehr berühmte und erfolgreiche Kamerafrau geworden“, sagte „Archenemy“-Regisseur Adam Egypt Mortimer der Zeitung. „Sie war dabei, sich einen Ruf aufzubauen und den Leuten zu zeigen, was sie kann.“ In „Rust“ war sie als Director of Photography für die gesamte bildliche Gestaltung des Films zuständig.

„Rust“ ist Halynas letzte Produktion. Der Film wird in New Mexico gedreht, federführend ist Alec Baldwin, der weit über die USA hinaus bekannte Schauspieler und Produzent.

Was genau passiert ist am 21. Oktober 2021, ist inzwischen Gegenstand eines Rechtsstreits. Fakt ist, dass während einer Drehprobe die eigentlich nicht mit Munition versehene Requisite „antike Schusswaffe“ mit einer scharfen Patrone geladen war, Alec Baldwin abdrückte und Halyna Hutchins erschoss. Die Kamerafrau erlag noch am selben Tag im Universitätsklinikum in Albuquerque ihren Verletzungen. 

Neben der Bestürzung im unmittelbaren Drehteam, dem weltweiten Echo in der gesamten Filmbranche und der Trauer vor allem im engsten Familienkreis von Halyna kam schnell auch Kritik an den Bedingungen in der Filmbranche auf. Rachel Morrison, wie Hutchins Kamerafrau, formuliert sie so: „Ich habe keinen Zweifel, dass diese Tragödie hätte verhindert werden können und hätte verhindert werden sollen.“ Es gebe keinen Grund, echte Waffen am Set zu benutzen, denn heutzutage sei es problemlos möglich, Pistolenfeuer nachträglich in der Postproduktion in den Film einzufügen. Finanzielle Engpässe seien ebenfalls keine Ausrede. „Wenn du nicht die Mittel hast, einen Film sicher zu machen, solltest du ihn eben nicht drehen. Kein Dreh, keine Szene, kein Film ist es wert, dass dabei ein Leben verloren geht“, sagt Morrison.

 

 

 

Quellen:  Wikipedia, Süddeutsche Zeitung, Halyna Hutchins Webseite

 

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