Die Apfelkönigin von Lunow

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Hügel eines alten Urnenfriedhofs in der Ortschaft Lunow in der Region Barnim in Brandenburg stand einst ein majestätischer Apfelbaum. Nicht nur seine imposante Erscheinung unterschied ihn von anderen Bäumen; um ihn rankten sich auch Legenden, die von Generation zu Generation weitergetragen wurden. 

Hungersnöte, Krankheiten und die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges belasteten damals das ganze Land. Die Menschen hatten kaum genug zu essen und lebten in ständiger Angst um ihre Sicherheit.

Im Jahre 1687 brach noch dazu eine furchtbare Dürre aus. Die Felder vertrockneten, die Flüsse versiegten und die Menschen litten noch schwerer unter Hunger und Durst. Lunow blieb nicht verschont und Verzweiflung legte sich wie ein dunkler Schatten über das Dorf. In ihrer Not versammelten sich die Dorfbewohner eines Abends unter den imposanten Ästen des großen, einzig erhalten gebliebenen Apfelbaums und flehten um Rettung.

In dieser schicksalhaften Nacht erschien den Dorfbewohnern eine Gestalt in ihren Träumen. Eine imposante Frau, gekleidet in einem Gewand aus Blättern und Äpfeln. Sie gab ihnen Anweisungen, was in Zukunft geschehen sollte. Am nächsten Morgen begannen die Dorfbewohner, nach diesen Anweisungen zu handeln. Sie pflanzten Apfelbäume rund um das Dorf und pflegten sie mit Hingabe. Das letzte Wasser, das ihre Brunnen noch hergaben,  setzten sie effizient ein, um die Bäume am Leben zu erhalten. Und erstaunlicherweise begannen die frisch gepflanzten Bäume inmitten der Dürre bald, Früchte zu tragen.

Die Nachricht von den wundersamen Ereignissen in Lunow verbreitete sich schnell. Andere Dörfer wandten sich um Hilfe an die „Lunschen“, wie sich die Dorfbewohner selbst nannten, und pflanzten ebenfalls Apfelbäume von dieser Sorte, die trotz der verhehrenden Bedingungen gediehen. Schließlich brach der Himmel über Lunow auf und endlich fiel der ersehnte Regen. Die Felder erholten sich wieder, und mit der ersten Ernte nach der Hungersnot feierten die Dörfler in einer festlichen Zeremonie IHREN Apfel, der fortan schlicht „Apfel aus Lunow“ genannt wurde. Ihm zu Ehren und um ihrer „magischen“ Rettung alljährlich zu gedenken, wird seitdem eine Apfelkönigin durchs Dorf getragen bzw. in jüngerer Zeit während des Erntedank-Umzugs auf einem Wagen durch Lunow kutschiert.