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María Eva Duarte de Perón

 

Geboren am 7. Mai 1919.

 

Die Eltern

Eva wird als letztes von fünf unehelichen, aber vom Vater anerkannten Kindern der unverheirateten Juana Ibarguren (1894–1971) und ihres verheirateten Liebhabers, des wohlhabenden Großgrundbesitzers Juan Duarte (1872–1926), geboren und wächst in einer ländlichen Gegend Argentiniens auf. Die Verhältnisse sind bescheiden, die Mutter muss ihre fünf Kinder alleine durchbringen. Juana ist aber im Besitz einer Nähmaschine, näht Tag und Nacht Kleidung und ernährt damit die Familie.

Bei ihrer Geburt wird Eva im Standesamt als Eva María Ibarguren eingetragen, da sie ja unehelich ist. Ihr Vater, Viehzüchter und wichtiger konservativer Politiker aus Chivilcoy, einer Stadt in der Nähe von Los Toldos. Juan Duarte, hatte zwei Familien, eine eheliche in Chivilcoy mit sechs Kindern und eben die mit Juana. Offenbar seinerzeit für Großgrundbesitzer nicht unüblich, dergestalt „zweigleisig“ zu fahren.

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts war Juan Duarte einer der Nutznießer der betrügerischen Manöver, mit denen die Regierung begann, der Mapuche-Gemeinschaft Coliqueo, also den Ureinwohnern, in Los Toldos Land wegzunehmen, indem sie sich die Estancia aneignete, auf der auch Eva geboren wurde. Eva lebt bis 1926 dort, bis ihr Vater bei einem Verkehrsunfall stirbt und ihre Familie schutzlos die Ranch, auf der sie lebte, verlassen muss.

Diese Umstände ihrer Kindheit unter den diskriminierenden Bedingungen der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts haben Eva tief geprägt. Zu dieser Zeit wurden per argentinischem Gesetz uneheliche Kinder als „Ehebrecherkind“ abgestempelt. Ein Umstand, der in der Geburtsurkunde des Kindes vermerkt wurde. So auch bei Klein-Eva.

Lebenslustig und ehrgeizig

Buenes Aires, da bin ich

Evita – die spanische Verniedlichung von „Eva“ – will raus aus dem Dorf. Im Alter von 15 Jahren geht sie mit Hilfe eines befreundeten Tangotänzers, aber völlig mittellos, in die Hauptstadt, nach Buenos Aires, um ihr Glück zu suchen. Sie steht für teils freizügige Fotos Modell, versucht sich als Schauspielerin, landet schließlich beim Radio, wo sie durch öffentlichkeitswirksame Auftritte bald Karriere macht und zur Sprecherin des argentinischen Radioverbandes aufsteigt. Unter anderem ist sie Moderatorin einer populären Radioserie über berühmte Frauenfiguren der Geschichte. Am 20. Mai 1939 erscheint sie erstmals auf der Titelseite einer Zeitschrift. Sie hat also schon einen gewissen Bekanntheitsgrad – inzwischen sind ihre Haare blondgefärbt – als sie Juan Perón 1944 zum ersten Mal bei einer Wohltätigkeitsfeier begegnet.

Zur Not auch Nacktposen

Aufstieg und Eheschließung

Sie ist 25 und Perón fast 25 Jahre älter als sie, Witwer und vielleicht sowas wie ein angehimmelter Vaterersatz für sie. Spekulation. Fakt ist, die beiden werden in Windeseile ein Paar und bringen sich gegenseitig voran. Perón hat schon eine Militärkarriere hinter sich. Er ist Bewunderer von Mussolinis faschistischer Herrschaft und plant sogar eine Allianz mit Adolf Hitler, um letztlich mit Hilfe seiner mit anderen Offizieren gegründeten Geheimorganisation Grupo de Oficiales Unidos (GOU) die Vorherrschaft Argentiniens auf dem südlichen amerikanischen Kontinent zu entwickeln. Als Arbeitsminister führt er eine Reihe sozialer Reformen durch, die ihm die Unterstützung großer Teile der einfachen argentinischen Bevölkerung, der Descamisados (Hemdlosen) und der Industriearbeiter einbringt. Gleichzeitig drängt er den Einfluss der traditionellen linken Parteien und Gewerkschaften zurück zugunsten einer eigenen neugegründeten Dachgewerkschaft. Dieser wachsende persönliche Einfluss Peróns ruft den Widerstand führender Militärs hervor.

Im August 1945 kommt es in Buenos Aires zu zahlreichen antifaschistischen Demonstrationen, bei denen Demokratie gefordert wird. Im September demonstrieren 250.000 Menschen in einem Marsch gegen den „Despotismus“ und fordern „den Kopf Peróns“. Um die Proteste einzugrenzen, entlässt das Militär am 9. Oktober 1945 Perón aus ihren Diensten. Noch hat er nicht das Sagen. Er wird sogar verhaftet und auf eine Gefängnisinsel verbannt.

Dies wiederum ruft seine Anhängerschaft auf den Plan. Jetzt umgibt ihn eine Aura des Märtyrertums und eine beispiellose Welle öffentlicher Unterstützung für den gestürzten „Helden der Arbeiterklasse“ überschwemmt die Straßen von Buenos Aires, die seine  Freilassung fordert. Auch Eva beteiligt sich daran, tritt im Radio und bei Kundgebungen auf. Ob sie während dieser Ereignisse tatsächlich jene herausragende Rolle spielt, die ihr später nachgesagt wird, ist umstritten. Jedenfalls wird Juan Perón aufgrund der öffentlichen Protestbewegung eine Woche später wieder freigelassen.

Und nur vier Tage später heiraten Juan und Eva. Sie heißt nun María Eva Duarte de Perón. Zuvor erwirkt Eva, dass ihre ursprüngliche Geburtsurkunde vernichtet wird, um den peinlichen „Unehelichkeits-Eintrag“ zu entfernen, sie ist jetzt eine gebürtige Duartes.

Das „junge“ Paar

Heilige oder Hure?

In dem anschließenden Wahlkampf 1946 um die zukünftige Präsidentschaft unterstützt Eva  ihren Mann nach Kräften. In ihrer wöchentlichen Radiosendung fordert sie die Armen auf, Perón zu unterstützen. Dabei betont sie immer wieder, dass sie selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen sei. Eva Perón vermittelt somit den unteren Schichten, dass sie eine von ihnen sei.

Juan Perón wird 1946 zum Präsidenten Argentiniens gewählt, Eva verstärkt ihr soziales Engagement für die Descamisados und wird ihre Heldin. Sie verbessert mit ihren Sozialprogrammen das Leben der Ärmsten und setzt das Frauen-Wahlrecht durch. Gleichzeitig führt sie ein autoritäres Regiment, duldet keinen Widerspruch und schon gar keine Gegner. Von der argentinischen Machtelite aus Kapital und Militär wird sie aufgrund ihrer Herkunft verachtet. Sie verabscheut Evas ärmliche Wurzeln und verweist hämisch auf ihre frühere Promiskuität. Besonders die Kreise des Militärs meinen, eine Frau wie sie spiele eine viel zu aktive Rolle in der Politik.

Tatsächlich  erarbeitet sich Evita binnen kurzer Zeit eine Machtposition. Die Historikerin Ursula Prutsch schreibt: „Evita war nicht gebildet, aber schlau. Sie hatte eine rasche Auffassungsgabe und eine strategische Intelligenz. Bald war sie eine Mitwisserin von Intrigen, die ihr schaden, und Möglichkeiten, die ihr nützen konnten. Dieses Wissen verlieh ihr Macht.“

Während Europa und USA Argentiniens Nähe zum Faschismus kritisiert, sehen die Peronisten selbst ihre Politik als dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus.

Eva Perón macht sich stark für die Frauen

Echte Errungenschaften

1948 gründet Eva Perón eine eigene Wohltätigkeitsstiftung. Für den Bau und Betrieb von Altersheimen, Waisenhäusern, Krankenstationen und weitere dringend benötigte Sozialinstitutionen. Sie verteilt an Arme und Bedürftige Geschenke. Weil Evita Kranke berührt und Aussätzige küsst, die Bilder und Informationen dazu auch von den Medien intensiv unter die Massen gebracht werden, verbreitet sich ein Bild der Heiligen, der Santa Evita. Der Aktionsradius der Stiftung erstreckt sich bald landesweit. Dabei soll Die Präsidentengattin beim Eintreiben von Spendengeldern alle Register gezogen haben, vermutlich auch in die eigene Tasche gewirtschaftet.

1949 gründet sie die peronistische Frauenpartei mit, in der sich Frauen in Verbindung mit der Eva-Perón-Stiftung und unter ihrer Leitung politisch und sozial beteiligen können Bei der Präsidentschaftswahl 1951 dürfen zum ersten Mal in der Geschichte Argentiniens Frauen ihr Wahlrecht ausüben.

Das Ehepaar Perón 1950.

 

Krankheit

1950 erleidet Eva, gerade 30 Jahre alt, einen Zusammenbruch. Ein Krebsgeschwür an der Gebärmutter wird diagnostiziert. Dessen ungeachtet nahm sie ihre Arbeit wieder auf, hält Reden und bewirbt Peróns erneute Präsidentschaftskandidatur im Herbst 1951. Sein Vorschlag:  Evita soll als Vize-Präsidentin kandidieren.

Dieser Schritt verärgert viele Militärs, die sie verachteten und ihren zunehmenden Einfluss auf die Regierung ablehnen. Unter diesem starken Druck und angesichts Evas Erkrankung zieht Juan Perón ihre Nominierung zurück. Im November 1951 muss Eva sich einer schwierigen Krebsoperation unterziehen. Perón wird wiedergewählt. Ihren letzten öffentlichen Auftritt hat Evita Perón am 4. Juni 1952 bei der Vereidigung Juan Peróns für seine zweite Amtszeit als Präsident von Argentinien. Da ist sie sichtlich geschwächt. Sie hat keine zwei Monate mehr zu leben.

Tod

Etwa ein halbes Jahr vor ihrem Tod wird als Experte der deutsche Gynäkologe Hans Hinselmann eingeflogen. Er ist der Entwickler der Kolposkopie, mit der die erste Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs möglich wurde. Weitere, deutsche, Ärzte werden hinzugezogen, aber alle Experten können ihr nicht mehr helfen. Einige Wochen vor ihrem Tod wird an ihr zur Schmerzbehandlung und gegen allgemeine Angst und Unruhe eine Lobotomie durchgeführt.

Am 26. Juli 1952 stirbt Eva Perón an Gebärmutterhalskrebs. Ihre ihr am nächsten stehende Schwester ist bei ihr. Evas Körper wird einbalsamiert und im Sarg mit einem Deckel aus Glas im Kongressgebäude aufgebahrt und zur Schau gestellt.

Evita im aufgebahrten Sarg.

 

Keine Ruhe für den Leichnam

Nach dem Sturz Peróns 1955 verschwindet ihr Leichnam für 17 Jahre aus der Öffentlichkeit, da die neuen Machthaber die Erinnerung an sie und ihren Mann bekämpfen wollen. Evitas Sarg wird heimlich nach Mailand ausgeflogen und unter dem Namen Maria Maggi de Magistris bestattet. Im September 1971 wird er nach Madrid gebracht, wo Perón im Exil lebt. 1974 lässt Isabel Perón, die dritte – und letzte – Ehefrau des ab 1973 erneut amtierenden, aber bereits am 1. Juli 1974 verstorbenen argentinischen Staatspräsidenten, den Leichnam nach Südamerika überführen. 1976 erfolgt die Beisetzung im Familiengrab der Duartes auf dem Friedhof La Recoleta in Buenos Aires. In der Familiengruft der Duartes stehen zwei Särge. In keinem dieser Särge liegt jedoch Eva Perón, sie liegt einbalsamiert in sechs Metern Tiefe. Der Weg dorthin ist mit einer Stahlplatte blockiert, denn man ging damals davon aus, dass der Leichnam nochmals entführt werden könnte, und entschied sich daher für diese Vorsichtsmaßnahme.

Personenkult gespalten

Eva Perón wurde der Mittelpunkt eines besonderen Personenkults: Ihr Bild und ihr Name tauchten überall auf. Auch heute noch ist für viele Argentinier, Männer wie Frauen, Evita eine der größten Wohltäterinnen der Nation. Andere zeichneten dagegen das Bild einer kalten, machtgierigen Frau, die Wohltätigkeit als Show betrieben haben soll.

So oder so, die kleine Eva aus armen Verhältnissen hat es weit über die 33 Jahre ihrer Lebzeit hinaus zu einem Ruhm gebracht, der in unzähligen Werken der Literatur, in Musik und Filmen weiterwirkt.

Grabstein Inschrift: „Ich komme wieder, und zwar millionenfach“.

 

Quellen:  Wikipedia, sintesis, WELT, DLF

 

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